Chronik
Die Besiedelung
Arriach wurde erstmals 1207 unter "Ovriach" und 1465 "Auriach" urkundlich erwähnt. Auriach weist auf die deutsche Wurzel des Namens Arriach hin. Unter den "Arren" sind die vielen Auen in dieser Gegend zu verstehen. Die Endsilbe "ach" wird in der Mundart gerne für die Mehrzahlbildung gewisser Wörter verwendet. So hat man viele Auen im Tale als "Aurach" bzw. "Arrach" bezeichnet. Das "i" wurde vermutlich durch einen Geistlichen beim Schreiben von Urkunden in das Wort eingefügt, um es zu lateinisieren, wie es im Zeitalter des Humanismus Mode war.
Besiedelt wurde das Gebiet durch bayrische Einwanderer, wie aus den Hofnamen Winkler, Weger, Bader usw. deutlich hervorgeht. Wann das sonnige Arriach-Becken erstmals vom Menschen betreten wurde ist nicht bekannt. Es wird angenommen, dass um die vorletzte Jahrtausendwende sich die ersten Siedler in das Arriachtal vorgetastet haben. Von Himmelberg aus setzten die Rodungsarbeiten gegen die Teuchen ein. Im Westen mied man wohl noch immer die wilde Klamm.
Doch von Afritz aus lockte die Sonnseite und es entstand dort in weiterer mühevoller Aufbauarbeit das Dorf Wöllan. Erst im 11. Jahrhundert schwoll der Siedlerstrom aus Bayern und Franken wieder stark an und Grundherren, die ihren ausgedehnten Besitz in den noch unzugänglichen Seitentälern oft gar nicht kannten, schickten junge, tüchtige Männer auch in die Einschicht hinauf, um neuen Heimatboden für weitere Bauernfamilien zu schaffen. Es wuchs ein neues Dorf, welches als Keimzelle zu weiteren Rodungsarbeiten auf den Hängen der Sonnseite führte.
Mittels einer Urkunde vom Jahre 1308 hat das Adelsgeschlecht der Ortenburger den Grundstein für die Besitzungen im Gegendtal und Arriach gelegt. Die Salamanca-Ortenburger Grafschaftsnachfolge Graf Widmann verkaufte die Herrschaft am 30. April 1662 an Johann Ferdinand Fürst von Porcia.
Das Gegendtal und Arriach blieben nun auf Gedeih und Verderb verbunden, bis durch die große Tat von Hans Kudlich im Jahre 1848 die Bauern von Arriach freie Männer auf freier Scholle wurden.
Der Einfluss der Reformation
Arriach unterstand kirchlich der Pfarre Treffen und fühlte sich stark vernachlässigt. Eine Kommission von 300 Landknechten unter der Anführung des Bischofs von Seckau sollte ab September 1600 die Kärntner "gefügig" machen, jedoch waren hunderte Bauern entschlossen, diesen Landsknechten entgegenzuziehen.
Aufgrund des entschlossenen Auftretens der Bevölkerung wählte die Kommission einen anderen Weg und blieben die Arriacher und Bewohner des Gegendtales vorerst vor der Wiederbekehrung des steirischen Bischofs verschont. In der Folgezeit konnten die Arriacher auch nur unter bitteren Umständen ihrem lutherischen Glauben treu bleiben, da sie ja dem Pfleger von Afritz unterstanden.
Für die Arriacher und deren Nachbarn begann nun die sorgenvolle Zeit des Geheimprotestantismus.
Am 28. Jänner 1651 wurden alle ortenburgischen Untertanen, die nicht dem katholischen Glauben zugetan waren, ins Amt geladen. Es wurde ihnen erklärt, dass sie das Land verlassen müssen, wenn sie den Glauben nicht annehmen.
Eine große Anzahl der Emigranten von Arriach fanden im Herrschaftsgebiet der freien Reichsstadt Ulm eine neue Heimat. Die südlich von Ulm gelegene Gemeinde Wain ist durch die Pest und durch die bitteren Folgen des Dreißigjährigen Krieges stark dezimiert worden, sodass sie mit Freude die bedrängten Volks- und Glaubensgenossen aus Kärnten aufnahm.
Die Toleranzgemeinde
Nach fast 180-jähriger Unterdrückung und Ausweisung vieler Protestanten kam endlich die ersehnte Glaubensfreiheit, als Kaiser Josef II. am 13. Oktober 1781 das Toleranzedikt herausgab. Nun wurde ihnen der Weg zur vollen Gleichberechtigung mit der kath. Religion geebnet. Am 20. April 1785 erließ der Kaiser das Grundbuchpatent und die Grundstücke wurden neu vermessen. Im Arriacher Tal entstanden damals die Katastralgemeinden Laastadt, Arriach, Sauerwald und Innerteuchen.
Die Bauern erhielten ein völlig freies Verfügungsrecht über ihren Besitz und auch das Religionsbekenntnis wurde niemandem mehr vorgeschrieben.
Am 7. September 1848 wurde Kudlichs Antrag vom Reichstag angenommen und ein den Bauernstand befriedigendes Gesetz vom Kaiser sanktioniert. Die durch Jahrhunderte währende alte Abhängigkeit von der Grundherrschaft fand damit für immer ein Ende. Die Bauern unterstanden nicht mehr den Grafen von Porcia und seinem Vertreter, dem Pfleger in Afritz.
Sie waren nunmehr freie Herren auf freier Scholle geworden; eine ganz neue Zeit war angebrochen.
Die freie Gemeinde Arriach
Am 17. März 1849 wurde vom neuen Reichstag in Wien ein provisorisches Gemeindegesetz geschaffen, das mit dem wichtigsten Satz beginnt: "Die Grundfeste des freien Staates ist die freie Gemeinde". Durch gewählte Vertreter sollten nunmehr vorhandenes Gemeindevermögen selbst verwaltet, die Volksschulen betreut, die Gemeindewege instandgehalten, die Armenfürsorge und gewisse polizeiliche Aufgaben übernommen werden.
Der Staat verlangte von der freien Gemeinde die Mitwirkung bei diversen Diensten. Nach dem Gemeindegesetz sollten die unter Kaiser Josef II. im Jahre 1785 geschaffenen Steuer- oder Katastralgemeinden eine eigene Ortsgemeinde bilden; aber auch mehrere benachbarte Steuergemeinden durften sich zu einer Ortsgemeinde zusammenschließen.
In Arriach schlossen sich nun die Katastralgemeinden Arriach und Laastadt zur Ortsgemeinde Arriach zusammen, welche im Jahre 1850 konstituiert wurde. Innerteuchen entschied sich damals für den Anschluss an die Gemeinde Himmelberg und kam 1920 zu Arriach. Die Ortschaften Sauerwald und Hinterbuchholz haben sich im Jahre 1898 von der Gemeinde Treffen gelöst und der Gemeinde Arriach angeschlossen.
Hinweis: Zusätzliche Informationen gibt es noch im Arriacher Heimatbuch, welches im Gemeindeamt Arriach zum Preis von € 10,00 erworben werden kann.